Rumpelofen 12

Mein Vorsatz für das neue Jahr ist es, den Heizlüfter von der Sessellehne, die den Ofen berührt, wegzunehmen in die Küche zu stellen und außerdem den Radiowecker in den Müll zu werfen und den Tuner in einem Umzugskarton zu verstauen. Der Heizlüfter steht seitdem abwechselnd in der Küche und auf der Sessellehne. Den Radiowecker habe ich weggeworfen und übergangsweise durch einen neuen Ersetzt, der nicht mehr mit langsam steigender Lautstärke des Radioprogramms weckt, sondern auf einen Schlag die Nachrichten bringt, und den Tuner habe ich zeischenzeitlich auch wieder ausgepackt. Das alles dient dazu mich nicht abzulenken zu lassen, sondern aktiv zu werden, auf die Straße zu gehen und zu sehen, wieweit ich mit dem, was ich von meinem Ofen gelernt habe, schon komme. Eine dieser zögerlich in Angriff genommenen Aktivitäten hängt an einem Buch, das „wie der Stahl gehärtet wurde“ heißt.. Die Stelle, die dem Buch den Titel gibt, beschreibt, wie ein Arbeitskommando einen Hügel abtragen soll, um eine Schmalspureisenbahn bauen zu können. Der Anblick der eifrigen jungen Leute ließ einen der vielen Bekannten des Buchhelden verkünden: „Ja, so wird Stahl gehärtet“ Da die Arbeit dennoch zu lange dauert wird der Hügel kurze Zeit später gesprengt. Das hat mich betrübt, denn das flitzen der Spaten hätte man sich sparen können. Vielleicht hätte es sich gelohnt, eine weile neben dem Ofen zu sitzen und abzuwarten, dann wäre man schneller auf diese Idee gekommen. Allerdings waren die Umstände zu der Zeit der Sprengung des Hügels nicht so wie heute bei mir im Zimmer. Es gab Krieg und Partisanenkämpfe, ständig wechselnde Frontverläufe und Machthaber, Sabotage und Dummheit und Leute, die endlich zupackten. Mein hin und her beschränkt sich darauf, den Heizlüfter in die Küche zu stellen und wieder zurück zu holen, das Radio an und auszuschalten und zu Heizen – oder es zu versäumen. Ich werde die Umstände von Heute versuchen zu nutzen und über Formen der Tat nachdenken, die etwas von dem ans Licht bringen, was an Macht im Ofen steckt. Es wird sich zeigen, ob es besser ist, Stahl zu härten, oder zu stehlen, und was an der Zeit ist.

Achim Wendel, Januar 2008